Interkulturelle Woche bei Don Bosco

Veröffentlicht am: 18. Juli 2021

Burgstädt – Mit einer interkulturellen Woche startete in den vergangenen Tagen ein neues Projekt in der Burgstädter berufsbildenden Schule Don Bosco. Das Jugendwerk existiert weltweit in 140 Ländern und ist von einer Vielzahl unterschiedlicher Kulturen geprägt. Auch an den beiden Burgstädter Standorten lernen derzeit rund 300 Schüler aus mehreren Nationen, dabei unter anderen Polen, Ukraine, Syrien, Türkei und Afghanistan. Davon werden ca. drei Viertel im Projekt der ersten interkulturellen Woche eingebunden, sagt Schulleiter Volkmar Thermer.

Mit dem neuen Angebot möchte die Schule weltkulturelle Gedanken vermitteln. „Wir wollen die jungen Menschen an unserer Schule dazu bewegen, über Themen zu sprechen, über die sie sonst nicht nachdenken“, so Anja Hoppe. Die 43-Jährige ist seit 13 Jahren Schulsozialarbeiterin an der Burgstädter Einrichtung und hat das Projekt in den zurückliegenden Monaten mit viel Fingerspitzengefühl organisiert und ins Leben gerufen. Aufgabe des Angebots sei es, unterschiedliche Kulturen kennenzulernen und vielfältige Impulse zu setzen. „Dazu bieten wir in dieser Woche verschiedene Themenkomplexe wie Filmprojekte, einen interkulturellen Garten sowie Tanz- und Kochkurse an“, ergänzt die Pädagogin.

Mohammad Ahmad und Demyd Us sind zwei Auszubildende, die mit großem Interesse an den Projekttagen teilnehmen. Die aus Syrien und der Ukraine stammenden jungen Männer berichten von ihren Erfahrungen und Erlebnissen in Deutschland. Der 30-Jährige Mohammad kam 2015 allein mit einer Flüchtlingswelle nach Europa. „Ich kam zuerst nach Chemnitz und versuchte im Erzgebirge Arbeit zu finden. Aufgrund meiner fehlenden Deutschkenntnisse habe ich von 18 Betrieben nur Absagen erhalten“, sagt der Syrer. Die Chance, in einem Chemnitzer Eiscafé einen Minijob anzunehmen, habe ihm dann geholfen, sich zu integrieren. Seit 2019 habe er dann den schulischen Teil seiner zweijährigen dualen Ausbildung zum Fachlagerist bei Don Bosco absolviert und in diesem Monat mit der Note 2 abgeschlossen. „Damit kann ich mich nun bewerben. Gerade auf dem sächsischen Arbeitsmarkt sehe ich dabei ein hohes Potential“, ergänzt er. Besonders schätze er an Don Bosco die Geduld der Lehrer.

Ganz anders stellt sich die Situation von Demyd Us dar. Der Ukrainer musste nicht vor einem Krieg aus seiner Heimat fliehen. Er erzählt, dass es sein Traum war, in Deutschland zu leben, seitdem er vor 17 Jahren zum ersten Mal seine in München wohnende Schwester besuchte. Die deutsche Sprache stelle ihn vor keine Herausforderungen, da er in der Ukraine Deutsch auf Lehramt studiert habe. Bevor er 2018 nach Chemnitz kam, habe er auch bei verschiedenen deutschen Firmen mit Niederlassungen in Kiew gearbeitet. Genau wie Mohammad Ahmed wird Demyd Us derzeit im berufsbildenden Werk im theoretischen Teil zum Fachlagerist ausgebildet.

Ein weiterer Baustein der interkulturellen Woche ist ein thailändischer Kochkurs im Don Bosco-Ausbildungszentrum an der Chemnitzer Straße. Hier lernen Schülerinnen und Schüler am Mittwoch die Zubereitung landestypischer Speisen. „Wir haben uns heute für Frühlingsrollen entschieden“, sagt Marut Schmidt vom Chemnitzer Frauenzentrum „Lila Villa“, die unter fachkundiger Hilfestellung die jungen Leute beim Teig ausrollen und Gemüse schneiden anleitet. Im Anschluss an seine Lehre, die er noch in diesem Jahr beenden wird, will der 20-Jährige Phillip Weißmann noch einmal die Schulbank drücken, seine Kenntnisse in der Nahrungsmittelkunde erweitern und sich zum vollwertigen Koch ausbilden lassen. Ähnliches plant auch seine Mitschülerin Elisa Kern. „Leider habe ich die Mathe-Prüfung im ersten Anlauf nicht geschafft. Die muss ich jetzt nochmal nachholen, aber dann geht auch für mich das Berufsleben los“, berichtet die 22-Jährige. Die beiden Jugendlichen, die ihr Können in der Lernküche unter Beweis stellen, absolvieren derzeit eine Ausbildung zum Beikoch.

„Mit den durchweg positiven Erfahrungen der ersten Projekttage soll die interkulturelle Woche in Zukunft fester Bestandteil des Lehrplans unserer Einrichtung sein“, ergänzt Sozialarbeiterin Anja Hoppe abschließend. „Wir können uns durchaus vorstellen, so eine Themenwoche einmal jährlich durchzuführen“. Finanziert werde das Angebot dabei aus Stiftungsgeldern der Salesianer Don Boscos.

Verschiedene Teilprojekte wurden über die gesamte Woche in kooperativer Zusammenarbeit u. a. mit dem Ausländerrat Dresden, der Lila Villa Chemnitz, dem Migrationsdienst und dem Netzwerk Demokratie/Courage realisiert.

(rj)